HR Startup FreeMOM - Working Moms

FreeMOM: Freelancing-Plattform für Working Moms

Das Startup FreeMOM steht für „Freelancing Mom“ und bietet sogenannten „Working Moms“, also arbeitenden Müttern, eine Anbahnungs-Plattform zum Matchen mit suchenden Unternehmen. Die beiden Gründerinnen Lena Pieper und Anika Schmidt stellen sich meinen Fragen im Interview.

Was bietet FreeMOM?

Hallo Lena, magst Du Euch und Euer Startup FreeMOM bitte kurz vorstellen?

Sehr gerne, Stefan. Anika und ich sind die Gründerinnen von FreeMOM, der ersten digitalen Freelancing-Plattform für die Zielgruppe Working Moms. Wir sind beide selbst auch Mütter und seit etwa 15 Jahren in unterschiedlichen Funktionen im HR-Bereich unterwegs.

Wir sind der Überzeugung, dass der Fachkräftemangel neu gedacht werden muss, und wollen Unternehmen dabei unterstützen, eine bisher zu wenig in den Fokus genommene Zielgruppe stärker zu nutzen – die der Working Moms.

Unsere Plattform FreeMOM ermöglicht durch ein intelligentes Matching, freiberufliche Mütter und familienfreundliche Unternehmen für Freelancing-Projekte zu vernetzen. Eine Win-Win Situation auf beiden Seiten und für uns ein attraktives Arbeitsmodell für Working Moms. Alle angebotenen FreeMOM-Projekte sind remote möglich, die teilnehmenden Unternehmen garantiert familienfreundlich. Darauf legen wir sehr großen Wert.

Antrieb zur Gründung von FreeMOM

Lena, was hat Euch bewogen gemeinsam FreeMOM zu gründen?

Die Idee zu FreeMOM ist Ende 2021 entstanden. Ich bin damals aus der Elternzeit zurückgekommen und meine bisherige Stelle wurde während der Elternzeit gestrichen. Ich habe dann eine neue Position übernommen, bei der leider die Strukturen alles andere als familienfreundlich und vereinbar mit meiner neuen Realität als Mutter waren.

Aus heutiger Perspektive wissen wir, eine Erfahrung, die Mütter nach ihrer Elternzeit noch in vielen Unternehmen erleben. Ich habe mich dann entschieden zu kündigen und mich als Freelancerin selbständig zu machen. Freelancing als Arbeitsmodell ermöglicht eine hohe Flexibilität und Vereinbarkeit und gleichzeitig dennoch den Zugang zu spannenden und herausfordernden Projekten.

Es stellte sich aber auch heraus, dass auf den gängigen Portalen und über Vermittlungsagenturen von Freelancer:innen wenig Projekte zu finden sind, die sich mit der Arbeitswelt einer Working Mom vereinen lassen. Die Projekte sind oft Vollzeit, mit wenig remote-Optionen, meist als „Feuerlöscher“.

Durch die Pandemie aber haben wir bei den Arbeitnehmenden einen generellen Trend zu mehr Freelancing beobachtet. Aus Gesprächen mit anderen Freelancerinnen und Working Moms wurde uns klar, dass hier eine echte Lücke ist.

Wir haben uns deshalb mit FreeMOM zum Ziel gesetzt, arbeitenden Müttern flexiblere Optionen auf dem Arbeitsmarkt sowie Unternehmen einen Zugang zu noch nicht umfänglich genutzten Ressourcen zu bieten.

Fakten und Vorurteile über „Working Moms“

Anika, der Begriff „Working Mom“ ist ja nicht unumstritten. Welche Fakten dazu würdet Ihr gerne teilen und mit welchen Vorurteilen aufräumen?

Ja das ist richtig. Working Mom per se ist sicher nicht ganz einfach als Begriff und wird den vielen verschiedenen Lebens- und Familienmodellen nicht gerecht.

Care-Arbeit, die immer noch zu großen Teilen von den Müttern übernommen wird, ist ein echt harter Job, der von vielen massiv unterschätzt wird und auch aus unserer Sicht viel zu wenig Anerkennung bekommt. Dennoch finden wir, dass der Begriff schon auch passt, weil „Working Mom“ als Begriff eine spezielle Personengruppe am Arbeitsmarkt umschreibt, die besonderen An- und Herausforderungen gegenübersteht.

Zwei Drittel aller Mütter kehren nach der Elternzeit in den Job zurück und müssen sich mit weniger zufrieden geben – weniger Einfluss, Aufstiegsmöglichkeiten, weniger Gehalt. Das bestätigt eine Frankfurter Karrierestudie. Die Vereinbarkeitsfalle ist für diese Zielgruppe ein echtes Thema. Viele Mütter finden sich in Jobs wieder, für die sie eigentlich überqualifiziert sind, nur weil der Job mehr Vereinbarkeit ermöglicht.

Für Mütter verändern sich zwar nach der Geburt oftmals die eigenen Prioritäten: Flexibilität und Vereinbarkeit treten in den Fokus. Dennoch bedeutet das nicht, dass Mütter unflexibel sind und weniger Bereitschaft zeigen, ihre Kompetenzen einzubringen. Die derzeitigen Strukturen der Betreuung und Rahmenbedingungen in vielen Unternehmen bieten momentan einfach noch zu wenig Vereinbarkeit für diese Zielgruppe. Das führt auch dazu, dass mehr als ein Drittel aller Mütter mit Kindern unter drei aktuell nicht berufstätig sind.

Wir sind der Meinung, dass durch Freelancing viele Mütter die Möglichkeit erhalten würden, früher oder auch umfassender am Arbeitsmarkt teilzuhaben.

Mehr Frauen als Freelancerinnen

Anika, was müsste passieren, damit mehr Frauen den Schritt in Richtung Freelancing wagen? Was tut Ihr mit FreeMOM dafür?

Momentan ist der Freelancing-Markt tatsächlich mit mehr als zwei Dritteln noch stärker durch Männer dominiert. Das hat aus unserer Sicht drei Gründe. Zunächst haben wir immer wieder rückgemeldet bekommen, dass häufig Freelancing noch gar nicht im Fokus einer werdenden oder wiederkehrenden Mutter ist. Es braucht an dieser Stelle mehr Wissen und Aufklärung über die Möglichkeiten. Vielleicht auch darüber, wie man bereits in der Elternzeit risikofrei als Freelancerin Neues ausprobieren kann.

Zweitens muss der Weg zu familienfreundlichen Projekten einfacher werden. Das heißt es braucht Unternehmen, die offen für Freelancing und bereit für alternative Arbeitsmodelle als Antwort auf ihren Fachkräftemangel sind. Diese Projekte müssen transparent und zugänglich sein, damit die erste Erfahrung als Freelancerin ohne großes eigenes Netzwerk auch klappen kann.

Es braucht darüber hinaus natürlich auch etwas Mut und Selbstvertrauen. Viele Moms verlieren aus dem Blick wie „mompetent“ sie auch die Elternzeit gemacht hat. Es herrscht oft der Glaubenssatz, dankbar für das zu sein, was ihnen gewährt wird. Willkommen in der Schublade.

Wir bieten daher mit FreeMOM nicht nur die reine Projektplattform, sondern unsere FreeMOMs werden von Anfang an dabei begleitet, sich erfolgreich als Freelancerin zu etablieren. All das wird unsere Lernplattform FreeMOM-Learn ab 2023 bieten.

Branchenschwerpunkte bei FreeMOM

Lena, gibt es eigentlich Branchenschwerpunkte bei den Freelancerinnen auf FreeMOM? Stellt Ihr eine Häufung fest bei „eher klassischen Frauenberufen“?

Aktuell sind wir gerade dabei, unsere Datenbank Stück für Stück aufzubauen und sowohl Moms als auch die ersten First Mover Unternehmen für uns zu gewinnen. Dabei sind jetzt schon unterschiedliche Branchen vertreten. Einen besonderen Schwerpunkt gibt es bei FreeMOM nicht.

Wenn wir die Jobkategorien aus jetziger Sicht beurteilen, sind unsere Moms natürlich alles Freelancerinnen, die den Weg bereits gegangen sind und mit FreeMOM neue Kontakte, Aufträge oder auch eine Erweiterung ihres Netzwerks suchen. Hier zeigt sich aktuell ein Trend, der den derzeitigen Freelancing Markt abbildet – viele kreative Profile, Projektmanagement, Finance oder auch HRler mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Oh, auch HR, wie spannend!

Unser Ziel ist es darüber hinaus aber Mütter, die in ihrer Festanstellung unzufrieden sind oder gerade zum Beispiel in Elternzeit alternative Arbeitsmodelle ausprobieren möchten, für die Freelancing-Tätigkeit zu begeistern und damit auch neue Arbeitsgebiete zu erschließen. Generell wird man bei uns Projekte in Berufen finden, die remote möglich sind.

Unternehmen müssen Workforce neu strukturieren

Anika & Lena, häufig liest man, dass Unternehmen ihre Workforce komplett neu strukturieren müssen, um in Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels überlebensfähig zu sein. Wie steht Ihr zu dieser These?

Die These finden wir grundsätzlich richtig, denn schaut man die Entwicklungen am Arbeitsmarkt an, hat auch die Pandemie eher zu einem Umdenken bei vielen Beschäftigten geführt. Sie fragen sich: Wie will ich eigentlich arbeiten? Was ist mir wichtig? Flexible Arbeitsmodelle sind immer häufiger gefragt und auch einer der stärksten Wechselmotivationen.

Unsere Studienrecherche hat auch bestätigt, dass es in den nächsten zehn Jahren zu einem enormen Anstieg im Freelancing-Markt kommen wird. Demnach könnte jeder zweite Job von einem Freelancer besetzt sein.

Da bin ich mal gespannt. So richtig vorstellen kann ich mir das -Stand heute- noch nicht.

Wir sind allerdings überzeugt, dass die Workforce im Unternehmen zunehmend flexibler aufgestellt werden sollte. Gerade auch angesichts der aktuellen Entwicklungen um uns herum. Es gibt teilweise jetzt schon Empfehlungen, dass die Workforce aus circa 30% Freelancer:innen bestehen sollte. In vielen Unternehmen wird eine Flexibilisierung durch Freelancing auch sehr positiv auf das Ziel einer lernenden Organisation einzahlen.

Ein ganzheitliches Workforce-Management wird dabei immer wichtiger, gerade auch für HR, um alle Potenziale im Unternehmen zusammen zu bringen. Dabei müssen die Unternehmen aber aus unserer Sicht begleitet und unterstützt werden.

Aktueller Entwicklungsstand von FreeMOM

Lena, wie weit seid Ihr mit der Entwicklung von FreeMOM und was sind die nächsten Schritte?

Wir befinden uns gerade in der Programmierung unserer Betaversion, die voraussichtlich Ende 2022 live gehen wird. Im ersten Schritt wird es möglich sein, als FreeMOM ein Profil anzulegen und sich auf Freelancing-Projekte zu bewerben.

Unternehmen erstellen ihr Unternehmensprofil, können sich als familienfreundlicher Arbeitgeber positionieren und ihre Freelancing-Bedarfe posten. FreeMOM ermöglicht zunächst das Matching.

In Phase zwei wird die Lernplattform sowie eine FreeMOM Community in 2023 ergänzt. Wir konnten wie erwähnt, bereits die ersten wirklich spannenden First Mover Unternehmen für uns gewinnen und auch auf Mom-Seite füllt sich schon jetzt unser Pool schneller als erwartet. Wir sind also optimistisch und hoffen einen echten Mehrwert für Moms und Unternehmen bieten zu können. 

Vielen Dank für Eure Antworten, Lena und Anika. Für Euer Startup FreeMOM drücke ich Euch alle Daumen!

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Über die Interviewten

Lena Pieper und Anika Schmidt - Gründerinnen des HR-Startups FreeMOM

 

Anika Schmidt und Lena Pieper sind beide erfahrene Personalerinnen und Mütter. Sie waren in verschiedenen Branchen tätig und haben jeweils knapp 15 Jahre Berufserfahrung in Leitungs- und Expertenfunktionen gesammelt. Sie verfügen beide über eine Ausbildung als Coach und haben Change- und Transformationsprozesse in internationalen Konzernen begleitet. Gemeinsam haben sie FreeMOM in 2022 gegründet.

>> weitere Infos zu FreeMOM

 

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Stefan Scheller

Autor und Speaker Persoblogger Stefan SchellerMein Name ist Stefan Scheller. In meiner Rolle als Persoblogger und Top HR-Influencer (Personalmagazin 05/22) betreibe ich diese Website und das gleichnamige HR Praxisportal. Vielen Dank für das Lesen meiner Beiträge und Hören meines Podcasts Klartext HR!

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